Neulich las ich wieder mal einen dieser Social-Media-Beiträge, in denen es hieß: "Hör auf, nett zu sein." Diese und ähnliche Beiträge erfreuen sich immer größerer Beliebtheit.
Ich frage mich: "Sind wir mit unserer Ellenbogenmentalität wirklich schon so weit, dass Tugenden wie zugeneigt, nett sein als negativ ausgelegt werden?
Sollten wir als Gesellschaft ("Business" inkl.) nicht weiter entwickelt sein, als zu denken, dass nur der Dominante und Laute gewinnen und führen kann?
Wir wissen doch längst, dass ein solcher Vibe gerade für Teams und für eine positive Arbeitsatmosphäre toxisch sein kann?
Zu Beginn meines beruflichen Weges wurde mir oft gesagt, dass ich zu nett sei. Doch ich entschied mich dafür, meiner eigenen Überzeugung treu zu bleiben und meinen Mitmenschen stets mit Respekt und Freundlichkeit zu begegnen.
Wegen meiner Kompetenz und des respektvollen Umganges mit meinen Geschäftspartnern konnte ich letztendlich eine gute Zusammenarbeit und erfolgreiche Beziehungen aufbauen.
Ich bin fest davon überzeugt, dass Nettsein zu anderen Menschen, verbunden mit Respekt ihnen gegenüber, wertvolle Eigenschaften sind, die in der Zusammenarbeit zu mehr Zufriedenheit, Motivation und Kreativität führen.
Die negative Wahrnehmung von Nettsein
In unserer Gesellschaft werden oftmals Menschen, die sich nett, freundlich und rücksichtsvoll verhalten, als naiv oder schwach abgestempelt.
Zu Unrecht! Diese negativen Vorurteile führen dazu, dass sie von anderen nicht ernst genommen oder sogar ausgenutzt werden.
Daraus können sich Ausbeutung und mißbräuchliches Verhalten ihnen gegenüber entwickeln. Dies kann zu emotionalen und finanziellen Schäden führen und das Vertrauen in andere Menschen beeinträchtigen.
Ein weiteres Problem besteht darin, dass Nettsein auch als Schwäche interpretiert wird.
In einer Gesellschaft, die von Konkurrenzdenken und Individualismus geprägt ist, wird Freundlichkeit manchmal als Hindernis für persönlichen Erfolg betrachtet. Menschen könnten befürchten, dass ihr Nettsein ausgenutzt wird und sie dadurch benachteiligt werden. Dies kann dazu führen, dass sie sich zurückziehen oder ihr Nettsein verbergen.
Rethinking Kompetenz und Erfolg
Oft werden nette, eher stille Menschen zu Unrecht unterschätzt, da sie meist nicht im Rampenlicht stehen oder ihre Meinung nicht laut äußern.
In unserer Gesellschaft wird häufig Extraversion und dominantes Auftreten als Zeichen von Kompetenz und Intelligenz angesehen. Dies führt dazu, dass Menschen, die eher zurückhaltend und freundlich sind, oft übersehen oder als weniger fähig wahrgenommen werden. Es ist wichtig zu erkennen, dass in diesen Menschen oft eine große Intelligenz und Weisheit steckt. Ihre Zurückhaltung bedeutet nicht, dass sie keine wertvollen Beiträge leisten können.
Im Gegenteil, stille Menschen haben oft eine tiefgehende Denkweise und die Fähigkeit, sorgfältig zuzuhören und die Perspektiven anderer zu verstehen.
Sie bringen Ruhe und Ausgeglichenheit in Teams und können mit ihrem differenzierten Denken und ihrer Empathie zu wertvollen Lösungsansätzen beitragen.
Es ist wichtig, die Vielfalt der Persönlichkeiten und Kommunikationsstile bewusst wertzuschätzen, um dieses Missverständnis zu überwinden.
Eine Möglichkeit wäre, stille Menschen zu ermutigen, ihre Ideen einzubringen, indem wir eine offene und unterstützende Umgebung schaffen.
Darüber hinaus sollten wir als Gesellschaft unsere Wahrnehmung von Kompetenz und Erfolg überdenken. Die Fähigkeit, mit anderen respektvoll und kooperativ umzugehen, sollte als ebenso wertvoll angesehen werden, wie dominantes Auftreten.
Es ist an der Zeit, dass wir die Stärken und Talente aller Menschen erkennen und ihnen die Anerkennung geben, die sie verdienen, unabhängig von ihrem Kommunikationsstil oder ihrer Persönlichkeit.
Bewusstsein schaffen und Stereotype hinterfragen
Insgesamt sollten wir die Fähigkeiten und Qualitäten von netten, eher stillen Menschen nicht unterschätzen. Ihre Intelligenz, Weisheit und ihr Beitrag zur Teamarbeit sind eine Bereicherung. Indem wir ihre Beiträge wertschätzen und ihre Stärken in den Vordergrund stellen, können wir ein Umfeld schaffen, das von Vielfalt und gegenseitigem Respekt geprägt ist. Um dieses Problem anzugehen, ist es wichtig,ein Bewusstsein dafür zu schaffen und Stereotype zu hinterfragen und aufzulösen. Wir sollten erkennen, dass Nettsein keine Schwäche ist, sondern eine Stärke. Nette Menschen können empathisch, mitfühlend und einfühlsam sein. Eigenschaften, die in zwischenmenschlichen Beziehungen von unschätzbarem Wert sind.
Eine Lösung besteht darin, den Wert des Nettseins in der Gesellschaft zu betonen und es als wertvolle Eigenschaft anzuerkennen. Dies kann durch Bildung und Aufklärung geschehen, indem wir Kindern und Erwachsenen beibringen, dass Freundlichkeit und Respekt gegenüber anderen Menschen wichtig sind. Es ist auch entscheidend, ein Umfeld zu schaffen, das diejenigen belohnt, die nett und respektvoll handeln, anstatt sie zu bestrafen oder zu ignorieren.
Grenzen setzen und Bedürfnisse kommunizieren
Zusätzlich können nette Menschen lernen, ihre eigenen Grenzen zu setzen und ihre Bedürfnisse zu kommunizieren. Es ist wichtig, dass sie für sich selbst einstehen und sich nicht ausnutzen lassen. Indem sie ihre eigenen Bedürfnisse respektieren und ihre Grenzen deutlich machen, können sie anderen zeigen, dass Freundlichkeit nicht mit Schwäche gleichgesetzt werden sollte.
Ein Umfeld schaffen, das Freundlichkeit wertschätzt
Insgesamt sollten Nettsein und Respekt als Grundwerte in unserer Gesellschaft gefördert und unterstützt werden. Wenn wir alle dazu beitragen, ein Umfeld zu schaffen, das Freundlichkeit wertschätzt und belohnt, können wir dazu beitragen, dass nette Menschen den Respekt erhalten, den sie verdienen.
Wenn du dich in diesem Text wiedererkennst und Unterstützung dabei brauchst, deine Grenzen besser zu setzen, komm gerne auf mich zu.
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